Packaged Business Capabilities: IT-Bausteine agiler Unternehmen
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Große, schwerfällige, über Jahre und Jahrzehnte hinweg entwickelte Systeme sind dabei nicht hilfreich; stattdessen sollte die IT-Architektur Service-orientierte und modular sein. Aktuell geistert ein neues „IT-Ideal“ durch die Fachwelt: Das Composable Enterprise, bestehend aus Packaged Business Capabilities, abgekürzt PBC.
Was hat es mit den PBC auf sich? Was unterscheidet sie von Microservices? Und was ist ihr echter Nutzen für IT und das gesamte Unternehmen?
Wozu eignen sich Packaged Business Capabilities?
Packacked Business Capabilities sind die Software-Bausteine eines Composable Enterprise (oder im E-Commerce-Umfeld von Composable Commerce). Einfach ausgedrückt, bedeutet das: Die gesamte Unternehmens-IT wird aus einzelnen Software-Komponenten zusammengesetzt, von denen jede jeweils eine sogenannte Business-Funktion oder -Fähigkeit abdeckt. Eine genauere Definition folgt weiter unten.
PBC stehen im Gegensatz zu einer monolithischen Unternehmens-IT, die aus wenigen, großen, fest miteinander verbundenen Systemen besteht. Was ist der Sinn hinter dem Konzept der Packacked Business Capabilities?
Wie bei jedem modularen System können einzelne Komponenten leicht ausgetauscht werden; neue Komponenten können leicht ergänzt werden. Unternehmen können neue Funktionen selbst entwickeln oder von Anbietern zukaufen.
Dadurch sind sogenannte Best-of-Breed-Lösungen möglich: IT-Systeme, bei denen für jede Aufgabe die jeweils am besten geeignete Lösung am Markt eingesetzt wird. Bei Komplettlösungen werden einzelne Teile oft nicht genutzt; veraltete Systeme werden weiter betrieben, weil eine Umstellung zu teuer wäre. Die PBC-Architektur hebt diese Nachteile auf.
Ein weiterer Vorteil: Im Frontend verschmelzen alle PBC-Komponenten zu einem einheitlichen System – Mitarbeiter und Kunden müssen nicht in verschiedenen Systemen arbeiten. Alle digitalen Kanäle – Desktop, App, POS-Lösungen, IoT-Anwendungen, und so weiter – greifen auf dieselben Komponenten zu.
Definition: Was sind Packaged Business Capabilities?
Die „Erfinder“ des Begriffs der Packaged Business Capabilities – die IT-Analysten von Gartner – definieren sie folgendermaßen:
„Packaged business capabilities (PBCs) are software components representing a well-defined business capability, functionally recognizable as such by a business user. Technically, a PBC is a bounded collection of a data schema and a set of services, APIs, and event channels. The well-implemented PBCs are functionally complete to ensure autonomy (no critical external dependencies, no need for direct external access to its data). PBCs are meant to be used as building blocks for application product suites and custom-assembled application experiences.“
Übersetzt lautet die Definition: „Packaged Business Capabilities sind Softwarekomponenten, die eine genau definierte Geschäftsfähigkeit abdecken und von Nutzern als solche erkennbar sind. Technisch gesehen ist eine PBC eine begrenzte Sammlung von Daten-Schemata und einer Reihe von Diensten, APIs und Event Channels. Gut implementierte PBCs sind funktional vollständig und autonom. Es gibt keine kritischen externen Abhängigkeiten und es ist kein direkter externer Zugriff auf ihre Daten erforderlich). PBCs sollen als Bausteine für Anwendungsproduktsuiten und maßgeschneiderte Anwendungserfahrungen verwendet werden.“
Wieder vereinfacht ausgedrückt: Eine PBC ist eine Software-Komponente, mit der Nutzer eines Unternehmens eine konkrete Business-Funktion oder Aufgabe durchführen können. Die Funktion muss für Laien einfach verständlich sein. Die Software muss prinzipiell unabhängig von den anderen Systemen in einer IT-Umgebung laufen können.
Einige Beispiele für Packaged Business Capabilities:
Vertragsmanagement für Lieferanten
Produktionsplanung
Warenwirtschaft
Kundenservice
Personalverwaltung
Controlling
Hier finden Sie weitere Erklärungen zur Modellierung von Business Capabilities.
Was sind Packaged Business Capabilities nicht?
Sie sind keine Komplettlösungen oder Software-Suites, die mehrere Business-Funktionen vereinen, wie zum Beispiel: Eine Gesamtlösung für Warenwirtschaft, Beschaffung und Lieferantenmanagement; oder eine für CRM, Auftragsverwaltung und Zahlungsabwicklung.
PBCs sind nicht mit sogenannten Microservices gleichzusetzen, mit denen nur einzelne Prozesse oder Teilaufgaben durchgeführt werden, wie zum Beispiel: die Verarbeitung von Kreditkartenzahlungen im Online-Shop oder die Verwaltung der Produktdaten in der Warenwirtschaft.
PBC vs. Microservices: Wo liege die Unterschiede?
Das Konzept der Mircoservices ist seit Langem bekannt; zumindest denen, die sich am Rande mit IT-Architektur auskennen. Software wird schon seit Jahren nicht mehr als einzelner, großer, unflexibler Klotz (Monolith) entwickeln, sondern aus einzelnen, unabhängigen Modulen und Prozessen zusammengebaut. Warum? Sie sind leichter zu überblicken, können immer neu kombiniert werden. Fehler sind meist auf ein bestimmtes Modul beschränkt, können leichter entdeckt und behoben werden. Dieser Ansatz nennt sich Service-oriented Architecture (SOA; Service-orientierte Architektur).
Packaged Business Capabilities sind in der Regel „größer“ als Microservices. Theoretisch kann eine PBC aus genau einem Microservice (oder einem Prozess) bestehen. In der Regel bündeln PBC mehrere Microservices, damit Nutzern alle Funktionen zur Verfügung stehen, um eine Aufgabe durchführen zu können.
Ein Beispiel: Die PBC „Produktdatenverwaltung“ beinhaltet Microservices für die Verwaltung der Produktspezifikationen, der Lagerbestände und der Preise.
Microservices repräsentieren eine eher technische Sichtweise. IT-Administratoren und Entwickler nutzen den Begriff. Für Anwender ist nicht immer klar, was ein Microservice genau macht. Eine PBC dagegen beinhaltet Funktionen, die jeder versteht, der im jeweiligen Fachbereich arbeitet.
Vorteile der Packages Business Capabilities
Das PBC-Konzept klingt zunächst abstrakt und technisch. Doch es bietet ganz konkrete Vorteile: nicht nur für die IT, sondern auch für Anwender und Management.
Flexibel und skalierbar
Wie bereits angeklungen ermöglichen PBCs Unternehmen, frei über ihren eigenen Tech-Stack zu entscheiden – also ihre IT-Systeme frei zusammenzustellen. Sie sind weder an einzelne Hersteller gebunden noch werden sie durch alte, unflexible Systeme gebremst.
Sofort einsatzbereite Funktionen
Neue Funktionen können schnell eingeführt werden; mit Out-of-the-box-Komponenten sogar innerhalb von Tagen.
Niedrigere Kosten
PBS können an verschiedenen Stellen verwendet und leicht ausgetauscht werden. Es fallen keine Kosten für doppelte oder ungenutzte Systeme an. Außerdem ist der Betrieb und die Weiterentwicklung durch die modulare Architektur günstiger.
Bessere User Experience
Unternehmen können die gesamte Oberfläche Ihrer Systeme harmonisch gestalten und allein an den Bedürfnissen der Nutzer ausrichten: sowohl im Frontend für Kunden – Shop oder Website – als auch die Backends für unter anderem IT-Admins und Content-Autoren.
Ermöglicht Innovation und neue Geschäftsmodelle
Innovationen werden oftmals durch langsame und komplexe Technik gebremst – schnelle Entwicklungsschritte und Experimente sind nicht möglich. PBCs können unabhängig voneinander weiterentwickelt werden. Dadurch können neue Ideen schnell getestet, MVPs entwickelt oder neue Geschäftsmodelle umgesetzt werden, ohne dass die Basis-IT und das Kerngeschäft gefährdet werden.
Harmonie zwischen Business und IT
Auf Basis von Packaged Business Capabilties können sich Führungskräfte und Stakeholder mit IT und Entwicklern verständigen: Es gibt nicht mehr „das Business“ und auf der anderen Seite „die Technik“. PBCs bezeichnen konkrete, einsetzbare und für alle verständliche Funktionen. Die IT versteht, welchen Wert eine PBC für das Unternehmen bringt und welche Geschäftsziele und -initiativen damit verfolgt werden sollen. Durch diesen direkten Zusammenhang lässt sich auch der ROI (Return on Invest) der IT-Systeme leichter messen.
Technische Voraussetzungen für den Betrieb von PBCs
Ein Unternehmen wird dann zu einem Composable Enterprise, wenn seine gesamte IT-Landschaft aus PBCs besteht. Nur dann kann es das volle Potenzial dieses Ansatzes nutzen. Die IT-Architektur, die dafür notwendig ist, wird mit dem Akronym MACH beschrieben. Jeder der vier Buchstaben steht für ein Prinzip:
Microservices oder Modularität: Die gesamte IT muss aus modularen Komponenten – Microservices und PBCs – aufgebaut sein. Es dürfen keine monolithischen Systeme mehr vorhanden sein.
APIs: Daten müssen über standardisierte Schnittstellen und Anbindungen (APIs) zwischen den einzelnen PBC ausgetauscht werden. Daten dürfen nicht doppelt in mehreren PBCs gehalten werden, und PBCs dürfen keine unterschiedlichen Standards für den Datenaustausch haben.
Cloud-native: Alle PBCs sollten in einer Cloud-Umgebung betrieben werden. Dadurch stehen sie überall (ortsunabhängig) und kurzfristig (on-demand) zur Verfügung. Sie lassen sich bei Bedarf leicht skalieren und einfacher schützen, als in hererogenen Landschaften mit On-premise und Cloud-Systemen.
Headless: Datenverwaltung und -pflege (Backends) müssen unabhängig von Frontends sein – in der Regel nutzen Unternehmen dafür ein Headless CMS. Dies ist besonders im E-Commerce und für den Betrieb einer Digital Experience Platform wichtig.
Einige Unternehmen binden externe Software-Partner (Vendors) oder PBC-Marktplätze an Ihre IT-Systeme an. Benötigen Sie eine neue Funktion, können Sie diese aus dem vorhandenen Angebot auswählen und ohne großes Entwicklungsprojekt in ihre IT integrieren.